Über mich

Als Kind der frühen Achtzigerjahre sah meine sportliche Sozialisierung wahrscheinlich ähnlich aus wie bei den meisten meiner Zeitgenossen: Die einzige wirkliche Frage, die sich in der westfälischen Provinz zu dieser Zeit stellte, lautete: Mit der Hand oder mit dem Fuß? Da mein Vater bereits in den frühen Siebzigern als Libero die Äcker des südlichen Emslands begrätscht hatte und mein älterer Bruder ebenfalls auf dem grünen Rasen dem Leder hinterherjagte, war meine Antwort eindeutig: Handball, nee, Fußball, yeah!

Und so fing ich mir mit zarten fünf Jahren den ersten Anschiss meines Trainers ein, als ich – der Regeln noch gänzlich unkundig – es wagte, das Leder nach dem Halbzeitpfiff weiter in Richtung gegnerisches Tor zu dribbeln. Vielleicht ein Grund dafür, warum ich in meiner übrigen „Karriere“, die bereits in meinen frühen Zwanzigern in der Kreisliga B endete, auf dem Platz (meistens) ein ganz Braver war.

Über meine aktive Teilnahme am Fußballsport gibt es also nicht allzu viel zu berichten. Dafür genoss und genieße ich die passive Seite umso mehr. In den späten Achtzigern und frühen Neunzigern erlebte ich den rauen Charme einiger Zweitliga-Derbys zwischen dem SC Preußen Münster und dem SV Meppen. Im Herzen war ich aber immer Gladbacher Borusse, der Familientradition folgend, versteht sich von selbst. Als 14-jähriger reiste ich mit einem Bus voller Bayern-Fans zum Bökelberg und musste mir den Jubel verkneifen, als Heiko Herrlich den Jungs von Kaiser Franz im Alleingang die vielzitierten bayuvarischen Beinkleider auszog. Zu Anfang meines Studiums tingelte ich zu den Stuttgarter Kickers und auf die Stahlrohrtribüne am Bieberer Berg, um dreckige Ausgleichstore von Bernd Korzynietz in der 90. Minute zu bejubeln. Im funkelnagelneuen Borussia-Park war ich hautnah dabei, als Arie van Lent die Bayern zurück jenseits des Weißwurstäquators beförderte. Sogar in eine Loge habe ich mich mal geflezt und mir bei einem langweiligen Kick gegen Mainz 05 einen Glühwein an den Platz servieren lassen.

Es folgten Zeiten, in denen mich der Fußball mitriss, und wieder andere, in denen er mich ankotzte. Im Endeffekt ist er aber für uns alle wie eine Art Sucht: Mal bist du mehr drauf, mal weniger. Und so packte mich diese Sucht auch nach meinem Umzug nach Spanien schnell wieder. Seit etwa 2009 verfolge in den hiesigen CD Mirandés aus nächster Nähe, bin Kleinstaktionär und Dauerkartenbesitzer. Mehr dazu auch in meinem Artikel aus 11 Freunde, den ich als ersten Blog-Artikel hier veröffentliche. Für alle Spanien-Interessierten möchte ich diese Webpräsenz nutzen, Neuigkeiten und Kuriositäten aus diesem fußballverrückten Land vorzustellen.
Die „kleinen Vereine“ abseits von Real und Barca sind mein Steckenpferd und sollen hier nicht zu kurz kommen.

Im "richtigen Leben" bin ich Diplom-Übersetzer und beschäftige mich als fest angestellter Korrekturleser mit allerlei unterschiedlichen Themen, die mir tagtäglich serviert werden: Fonds- und Finanzberichte, aber auch Neuigkeiten aus der Welt der Bundesliga und aus dem Bereich SportsTech.

Viel Spaß beim Lesen von Fútbol ist unser Leben!

Copyright Hintergrundfoto: ZUMA wire via imago images

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